In den letzten Wochen haben sich einige ostdeutsche Kreishandwerkerschaften zum Teil mit perfiden Aussagen gegen die Sanktionspolitik Deutschlands bzw. der westlichen Staatengemeinschaft gegen Russland geäußert.
Die Kreishandwerkerschaft für den Vogelsbergkreis unterstützt hingegen die Positionen des Zentralverbands des Handwerks (ZDH) und des Bundesverbands der Kreishandwerkerschaften. ZDH-Präsident Peter Wollseifer hatte hierzu geäußert, dass das Handwerk zu den Sanktionen stehe, weil wir sonst auf Dauer erpressbar würden. Es gehe um nicht weniger als die Verteidigung unserer Art des Wirtschaftens, Lebens und politischen Miteinanders. Hier dürfe es kein Wanken geben.
Die Kreishandwerkerschaft ist allerdings sehr besorgt über die aktuelle wirtschaftliche Lage und deren mögliche Auswirkungen. Das größte Problem derzeit sind die hohen Energiekosten, unter denen die privaten Haushalte, aber eben auch Industrie, Handel und Handwerk leiden. Das am Wochenende beschlossene Paket der drei Regierungsfraktionen ist ein wichtiger Schritt – für die Betriebe sind aber unbedingt noch weitere Maßnahmen erforderlich. Die Kreishandwerkerschaft sieht direkt oder indirekt alle Gewerke von der Energiekrise betroffen, besonders besorgt sind wir jedoch bezüglich der Lebensmittelhandwerke Fleischer und Bäcker.
Mittelständische Betriebe des Handwerks dürfen bei Entlastungsprogrammen nicht außen vor bleiben, fordert Kreishandwerksmeister Edwin Giese. „Es ist klar, dass der Staat nicht alle Risiken ausgleichen kann. Aber da, wo es Unterstützungsprogramme gibt und es weitere geben wird, dürfen nicht nur Konzerne profitieren.“
Aktuell ist die Lage für sehr viele Handwerksbetriebe äußerst schwierig. Die Unternehmen und Betriebe im Handwerk sind stark verunsichert durch die Lage insgesamt, speziell durch die Materialknappheit und exorbitante Preissteigerungen, durch dramatische Energiepreiserhöhungen und die Inflation.
Schon vor zwei Monaten hat knapp die Hälfte der Handwerksbetriebe von mindestens einer Verdopplung der Energiekosten berichtet. Jetzt wird es wahrscheinlich noch wesentlich mehr sein.
Neben der Sicherstellung der Gasversorgung zur Aufrechterhaltung der Wirtschaftskreisläufe ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Energiepreise gerade für die kleinen und mittelgroßen Betriebe tragfähig bleiben. Aufgrund der aktuellen Verwerfungen muss es Interventionen des Staates geben, um das Überleben des Mittelstands, dem wirtschaftlichen Rückgrat unseres Landes, zu sichern.
Die Kreishandwerkerschaft für den Vogelsbergkreis fordert gemeinsam mit den Spitzenverbänden des deutschen Handwerks konkret zwei Punkte:
- Eine Energiepreisbremse, die auf der Ebene des Energiegroßhandels wirkt.
- Härtefallhilfen für energieintensive Handwerksbetriebe, die auf Erdgas für ihre Produktionsprozesse angewiesen sind. Anspruchsberechtigt müssen die besonders betroffenen, energieintensiven Betriebe sein, deren Energiekosten sich mehr als verdoppelt haben.
„Wir können ohne solche Maßnahmen und zielgenaue Hilfen nicht durch das Winterhalbjahr gehen, weil es sonst Betriebe geben wird, die diesen Zeitraum nicht überstehen werden. Daher muss die Bundesregierung zielgenau und schnell handeln“, so Kreishandwerksmeister Edwin Giese.
Geschäftsführer Michael Busold ergänzt: „Es muss vermieden werden, dass regionale, mittelständische Strukturen auf Dauer kaputt gehen.“ So trägt z.B. jeder Bäcker und jeder Fleischer zum Erhalt regionaler Wertschöpfungsketten bei, jedes auf Dauer geschlossene Fachgeschäft führt zu einer weiteren Verödung von Innenstädten und Dörfern. Dem muss entschlossen entgegengetreten werden.