Am 26. September 2024 fand am Lehrbauhof Lauterbach ein besonders aufschlussreicher Workshop im Rahmen des Hessischen Tages der Nachhaltigkeit statt. Diese Veranstaltung ermöglichte den Austausch über zukunftsweisende Baustoffe und nachhaltige Bauweisen. Ein besonderer Fokus lag auf dem innovativen Werkstoff Infraleichtbeton, einem Leichtbeton mit herausragenden Dämm- und Nachhaltigkeitseigenschaften, der u.a. an der Technischen Universität Berlin erforscht wird.
Die Auszubildenden des Bildungszentrums Bau Osthessen und Ausbildungsleiter Ekkehard Pfister stellten den Teilnehmern diesen zukunftsweisenden Baustoff vor. Infraleichtbeton, auch als ILC bekannt, zeichnet sich durch eine Trockenrohdichte von weniger als 800 kg/m³ aus, was eine besonders geringe Wärmeleitfähigkeit bedeutet. Durch seine hervorragenden Dämm-Eigenschaften kann der Baustoff in einem einschichtigen Wandaufbau ohne zusätzliche Wärmedämm- oder Putzschichten eingesetzt werden. Dies steigert die Recyclingfähigkeit und reduziert den Aufwand für den Rückbau eines Gebäudes am Ende seiner Lebenszeit.
Infraleichtbeton wird aus Zement, Wasser sowie speziellen Zusätzen wie Blähglas und Blähton hergestellt. Die am Aktionstag vorgestellte Rezeptur ergibt einen ILC der Rohdichteklasse D0,60 (zwischen 551 und 600 kg/m³) mit einer mittleren Druckfestigkeit von etwa 5 MPa. Während der Nutzungsphase wird durch die sogenannte Recarbonatisierung CO₂ aus der Luft im Infraleichtbeton gebunden. Am Ende der Nutzungsphase ermöglicht die monolithische Bauweise einen sortenreinen Rückbau und eine anschließende Wiederverwertung des Materials.
Herausforderungen und Chancen
Obwohl Infraleichtbeton viele Vorteile für umweltbewusste Bauherren bietet, sind die normativen Vorgaben zur Nutzung des Baustoffs aktuell noch nicht vollständig geregelt. Der Einsatz erfordert derzeit eine Einzelfallprüfung durch die Bauaufsicht oder eine vorhabenbezogene Bauartgenehmigung (vBG) durch die oberste Landesbaubehörde. Dies stellt eine Herausforderung für eine breitere Anwendung dar, bietet aber auch Potenzial für Innovationen im Bauwesen.
Die Tragfähigkeit des Infraleichtbetons ist aufgrund der hervorragenden Dämmeigenschaften etwas reduziert, was bedeutet, dass die Wände bei der Verwendung dieses Baustoffs eine gewisse Wandstärke haben müssen. Dennoch überwiegen die ökologischen Vorteile, besonders im Hinblick auf die Nachhaltigkeit, Recyclingfähigkeit und die CO₂-Bindung des Materials während seiner Nutzungsphase.
Zukunftsperspektiven
Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und zog nicht nur Fachbesucher, sondern auch Vertreter aus der Politik an. Unter anderem informierten sich die Landtagsabgeordnete Jennifer Gießler sowie Michael Busold, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, ausführlich über die Potenziale des Infraleichtbetons. In angeregten Diskussionen wurde auch die Frage erörtert, wie der Baustoff in Zukunft effizient recycelt und wiederverwendet werden kann.
Diese Einblicke verdeutlichen, wie wichtig es ist, nachhaltige Bauweisen und innovative Baustoffe wie Infraleichtbeton weiter zu fördern, um die Bauindustrie zukunftsfähig zu gestalten. Wir freuen uns auf weitere spannende Veranstaltungen, bei denen der Fokus weiterhin auf umweltfreundlichen und nachhaltigen Lösungen liegt.
Quelle für ggf. weitere Informationen: [1] Mike Schlaich, Alex Hückler, Claudia Lösch. (2021) Infraleichtbeton ILC, in Beton-Kalender 2021 (Hrsg. Bergmeister, K.; Fingerlos , F.; Wörner, J.-D.), Ernst & Sohn, Berlin, S. 909-952.